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20 Jahre SpaceX: Wie das Unternehmen von Elon Musk die Raumfahrt verändert hat

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SpaceX-Gründer Elon Musk mischt sich aktuell in den Ukraine-Krieg ein.
SpaceX-Gründer Elon Musk mischt sich aktuell in den Ukraine-Krieg ein. © imago/ZUMA Wire

Als Elon Musk SpaceX gründete, wurde er belächelt – 20 Jahre später hat er die Raumfahrt enorm verändert. Die Leistungen von SpaceX und die Kritik daran.

Hawthorne – Als Elon Musk am 14. März 2002 das Raumfahrtunternehmen SpaceX gründete, war er von einer großen Vision getrieben: Er wollte die Menschheit „multiplanetar“ machen, wie er es nennt. Sie sollte mehr als nur einen Planeten bewohnen – und in Zukunft den Mars besiedeln. Dazu würden langfristig jedoch günstigere Raketenstarts vonnöten sein, die es möglich machen würden, genügend Menschen und Material zu anderen Planeten zu transportieren. Aus dieser Idee heraus stand SpaceX – ein Unternehmen, das zuerst belächelt wurde.

Schließlich kam Elon Musk, heute als einer der reichsten Menschen der Welt bekannt, aus einer ganz anderen Branche: Er steckte 2002 einen Großteil des Geldes, das er mit seinen Internetunternehmen Zip2 und Paypal verdient hatte, in die Gründung von SpaceX. In einer Zeit, in der Raumfahrt in erster Linie den großen Raumfahrtorganisationen wie der US-amerikanischen Nasa oder ihren Pendants in Russland (Roskosmos) oder in Europa (Esa) vorbehalten war, machte Elon Musk sich daran, mit SpaceX die Raumfahrt-Branche aufzurollen. In den 20 Jahren seit der Gründung von SpaceX hat das Unternehmen von Elon Musk einiges geleistet. Ein Überblick über die Errungenschaften und die Kritik:

SpaceX von Elon Musk macht Raketen wiederverwertbar

Als im Juni 2010 die von SpaceX entwickelte Rakete „Falcon 9“ zu ihrem Jungfernflug aufbrach, konnte man die kommende Erfolgsgeschichte noch nicht absehen. Heute jedoch ist die „Falcon 9“ das „Lastenpferd“ von SpaceX – die Rakete ist im vergangenen Jahr 31 Mal gestartet, um die unterschiedlichsten Missionen zu erfüllen.

Die „Falcon 9“...

Eine Besonderheit unterscheidet die SpaceX-Rakete von den Raketen der Konkurrenz: Sie ist in Teilen wiederverwertbar. Nach dem Start kehrt die erste Stufe der Rakete, genannt „Booster“, zur Erde zurück. Sie landet – je nach Flugprofil – auf einem Drohnenschiff im Meer oder auf einem Landeplatz in der Nähe des Startplatzes.

Im Dezember 2015 gelang SpaceX erstmals die Landung eines Boosters, im März 2017 wurde ein bereits genutzter Booster erstmals wiederverwendet. Mittlerweile ist das längst Routine geworden. Im Dezember 2021 gelang SpaceX die 100. Booster-Landung. Die Raketenstufen werden vom Unternehmen aufbereitet und erneut eingesetzt. So hat ein Booster im Januar 2022 beispielsweise seinen zehnten Raketenstart innerhalb von 19 Monaten absolviert. Diese Methode führt zu einem weiteren Punkt, in dem SpaceX die Raumfahrtindustrie in den vergangenen Jahren auf den Kopf gestellt hat: die Kosten.

Ein Booster von SpaceX landet wieder auf der Erde. Anschließend wird er aufbereitet, um erneut benutzt zu werden. (Archivbild)
Ein Booster von SpaceX landet wieder auf der Erde. Anschließend wird er aufbereitet, um erneut benutzt zu werden. (Archivbild) © imago/ZUMA Wire

SpaceX und Elon Musk machen Raketenstarts günstiger

Weil SpaceX für Raketenstarts nicht immer wieder eine komplett neue Rakete zur Verfügung stellen muss, sind die Kosten massiv gesunken. Bisher recycelt das Unternehmen von Elon Musk die erste Stufe der „Falcon 9“-Rakete, aber auch der Frachter „Dragon“ und die Crew-Kapsel „Crew Dragon“ können wiederverwendet werden. So ist SpaceX günstiger als die Konkurrenz. Wie das Branchenportal Space.com berichtet, kostet ein Sitzplatz in einer „Crew Dragon“-Kapsel von SpaceX etwa 55 Millionen US-Dollar – etwa 60 Prozent weniger als ein Platz in dem bisher noch nicht erfolgreich geflogenen „Starliner“ von Boeing (geschätzt auf 90 Millionen US-Dollar) und der russischen „Sojus“-Raumkapsel (etwa 85 Millionen US-Dollar, Stand der Zahlen: 2019).

Name:Space Exploration Technologies Corporation (SpaceX)
Hauptsitz:Hawthorne, Kalifornien, USA
Gründer:Elon Musk
Gründung:14. März 2002
Leitung:Elon Musk und Gwynne Shotwell

Und auch bei reiner Fracht ist SpaceX günstiger als die Konkurrenz, berichtet Space.com: Während ein „Falcon 9“-Start 62 Millionen US-Dollar kosten soll, musste man Ende 2020 etwas mehr als 100 Millionen US-Dollar für einen Start der Rakete „Atlas V“ von ULA zahlen.

SpaceX und Elon Musk senken die Barriere zum Weltall

Durch die günstigeren Raketenstarts und das sogenannte „Rideshare“-Prinzip senkt SpaceX die Barriere zum Weltall: Kleine Satelliten können mit einem großen Satelliten gemeinsam von einer „Falcon 9“-Rakete ins All transportiert werden, der Preis für einen kleinen Satelliten ist noch einmal entsprechend günstiger, da für ihn nur ein kleiner Teil der Kosten anfällt. Solche Entwicklungen in der Raumfahrt ermöglichen es beispielsweise zahlreichen kommerziellen Satelliten-Unternehmen, mit vielen Satelliten die Erde zu beobachten und unter anderem Satelliten-Daten aus dem Ukraine-Krieg zu liefern – etwas, das früher nur Geheimdiensten möglich war.

SpaceX und Elon Musk gaben der Nasa den Zugang zum Weltall zurück

Seit 2011 war die US-Raumfahrtorganisation Nasa ohne eigene Möglichkeit, Astronaut:innen ins All zu transportieren. Damals wurde das Space-Shuttle-Programm eingestellt – übrig blieben die russischen „Sojus“-Raumkapseln, die als einzige in der Lage waren, Menschen zu befördern. Doch das änderte sich: Die Nasa beauftragte SpaceX und Boeing mit dem Bau einer Raumkapsel, die Menschen zur Internationalen Raumstation ISS und zurück transportieren kann. Im Rahmen des sogenannten „Commercial Crew Program“ entwickelte SpaceX den „Dragon“-Raumfrachter weiter – die „Crew Dragon“ kann nun bis zu sieben Astronaut:innen transportieren und hat bereits einige Male Menschen im Auftrag der Nasa zur ISS befördert. Boeing hinkt in der Entwicklung weit hinterher.

Elon Musk und SpaceX haben der Nasa so den Zugang zum Weltall zurückgegeben. Seit 2020 sind die USA wieder in der Lage, Astronaut:innen „von US-Boden ins Weltall zu schicken“, wie es die Nasa patriotisch formuliert. Das hat die USA unabhängig von Russland gemacht – was in Zeiten des Ukraine-Kriegs einiges an Schärfe aus den russischen Versuchen nimmt, die ISS zum Spielball in dem Konflikt zu machen. Nach der Krim-Annexion 2014 konnte Russland die USA mit der Drohung unter Druck setzen, keine Nasa-Astronaut:innen mehr zur ISS zu befördern. Nun sind die USA nicht mehr auf Russland angewiesen.

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Elon Musk und SpaceX machen das Weltall wieder interessant

Die „Crew Dragon“-Raumkapsel kommt jedoch nicht nur beim Flug zur ISS zum Einsatz. SpaceX nutzt die Kapsel auch selbst für Ausflüge von Weltraumtourist:innen. Die Mission „Inspiration4“ ist mit einer solchen Kapsel bereits mehrere Tage lang um die Erde gekreist, eine Nachfolgemission soll noch in diesem Jahr starten. Und auch fernere Ziele werden dank SpaceX plötzlich wieder ein Thema: Das „Starship“, an dem das Unternehmen derzeit arbeitet, soll die Vision von Elon Musk erfüllen und der Menschheit helfen, den Mars zu besiedeln. Das Raumschiff besteht aus einer „Super Heavy“-Rakete, auf der das „Starship“ sitzt, ein wiederverwertbares Raumschiff mit viel Platz für Fracht oder Menschen an Bord.

Eine „Falcon 9“-Rakete von SpaceX startet. Sie ist mittlerweile das „Lastenpferd“ des Unternehmens.
Eine „Falcon 9“-Rakete von SpaceX startet. Sie ist mittlerweile das „Lastenpferd“ des Unternehmens. © imago/Eibner Europa

Dieses Raumschiff – ein erster Orbitalflug soll noch 2022 stattfinden – soll im ersten Schritt wieder Menschen auf den Mond bringen. Die US-Raumfahrtorganisation Nasa hat das SpaceX-Raumschiff als Mondlandefähre für die nächsten menschlichen Schritte auf dem Mond ausgewählt. Außerdem gibt es bereits eine Buchung eines Weltraumtouristen, der damit um den Mond fliegen möchte. In einem weiteren Schritt soll das „Starship“ dann den Mars anvisieren.

SpaceX und Elon Musk: Viel Kritik für Megakonstellation „Starlink“

Wer glaubt, das Umkrempeln einer Branche komme ohne Kritik, der irrt sich. SpaceX und Elon Musk sehen sich ständiger Kritik ausgesetzt – vor allem wegen der Megakonstellation „Starlink“. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk zahlreicher kleiner Satelliten, die die Erde umkreisen und schnelles Internet in jedem Winkel der Erde ermöglichen sollen. Zuletzt hatte Elon Musk „Starlink“ in der Ukraine aktiviert. Doch das Satellitennetz wird auch heftig kritisiert, denn die mehr als 2000 aktiven „Starlink“-Satelliten verstopfen die Erdumlaufbahn.

Astronom:innen kritisieren vor allem, dass die Satelliten am Himmel zu sehen sind und dadurch empfindliche Beobachtungen stören. Davon betroffen sind auch für Menschen kritische Beobachtungen in der Morgen- und Abenddämmerung: In dieser Zeit wird gezielt nach gefährlichen Asteroiden gesucht, die nur schwer zu finden sind. Auch die Nasa kritisiert die Pläne von SpaceX und auch aus Umwelt-Gesichtspunkten wird das Unternehmen von Elon Musk immer wieder kritisiert: Die zahlreichen Satelliten in der Erdumlaufbahn verglühen eines Tages in der Erdatmosphäre, gleichzeitig starten viele Raketen ins All, was die Ozonschicht beschädigen kann. Ein Forscher fasst die Kritik zusammen als „Geoengineering ohne Aufsicht oder Regulierung“. (tab)

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