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Twitter-Deal Wie Springer-Chef Döpfner Elon Musk umgarnte

Als bekannt wurde, dass Elon Musk Twitter kaufen wollte, brachten sich auch viele Milliardäre und Manager in Stellung. So wie Springer-Chef Mathias Döpfner, der sich Musk als Dienstleister andiente.
Help from Germany: Springer-Chef Mathias Döpfner wollte Twitter für Elon Musk managen

Help from Germany: Springer-Chef Mathias Döpfner wollte Twitter für Elon Musk managen

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Bernd von Jutrczenka / dpa

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Anfang April kündigte Tesla-Chef Elon Musk (51) an, den Kurznachrichtendienst Twitter für 44 Milliarden US-Dollar kaufen zu wollen. Doch schon im Juli blies der Multimilliardär den Deal wieder ab, inzwischen haben sich Musk und das Unternehmen gegenseitig verklagt. Im Zuge des juristischen Vorgehens von Twitter gegen Musk sind nun hunderte seiner privaten Textnachrichten veröffentlicht worden.

Daraus wird ersichtlich, dass Musks Smartphone kurz nach Bekanntwerden der geplanten Übernahme mit Textnachrichten von Milliardären, Managern und Bankern geradezu bombardiert wurde, wie der "Business Insider ", der zum Berliner Axel-Springer-Verlag gehört, berichtet. Auch mit Mathias Döpfner (59), dem CEO des Medienkonzerns, sei der Austausch rege gewesen.

Bereits Ende März habe Döpfner Musk per SMS kontaktiert: "Warum kaufst du nicht Twitter?", schrieb er Musk. Klar, dass sich diese Übernahme auch für Döpfner auszahlen sollte. Daher hat er den Protokollen zufolge dem Unternehmer angeboten, Twitter für ihn zu managen und eine "wahre Plattform für freie Meinungsäußerung zu errichten". Musk habe die Idee "interessant" gefunden. Döpfner habe kurze Zeit später erwidert: "Ich meine das ernst. Es ist machbar. Es wird Spaß machen."

Döpfner: "Twitter respektiert die freie Meinungsäußerung nicht"

Besonders abwegig ist der Plan nicht. Springer ist seit den Übernahmen von "Insider" und "Politico" ein großer Player im US-Mediengeschäft. Zudem betreibt das Unternehmen Plattformgeschäfte wie das Jobportal "Stepstone" oder die Anzeigenplattform Immonet.

Wenige Tage nach dem Austausch, am 4. April, gibt Musk dann tatsächlich seinen Einstieg bei Twitter bekannt. Auch der Springer-Chef meldet sich laut dem SPIEGEL wieder zu Wort: "Gratulation zum Twitter-Investment. (...) Sollen wir diskutieren, ob wir bei dem Projekt mitmachen sollten?" Die beiden Unternehmer verabreden den Protokollen zufolge ein Treffen – ob dieses wirklich stattgefunden hat, ist unklar.

Am 6. April jedenfalls schickt Döpfner laut SPIEGEL folgende Nachricht an Musk: "Twitter (...) respektiere die freie Meinungsäußerung nicht. Musk solle Twitter "Zensur-FREI" machen, indem es nur noch Spam, Gewaltaufrufe und illegale Pornografie sperrt, schlägt der Springer-Chef vor. Der Milliardär reagiert auf diese Textnachrichten nicht mehr – zumindest nicht per Smartphone. Weder gegenüber dem SPIEGEL noch dem "BI" wollte sich der Springer-Verlag zu dem Thema äußern.

Oracle-Chef Ellison wollte eine Milliarde Euro investieren

Der Austausch mit Döpfner gibt natürlich nur einen Bruchteil davon wieder, wie die Menschen aus Musks Umfeld versuchten, von dem Twitter-Deal zu profitieren. Dem "BI"-Bericht zufolge unterstützte beispielsweise auch Oracle-Chef Larry Ellison den Milliardär von Anfang an in seinen Bemühungen, Twitter zu kaufen. Am 27. März schrieb Ellison Musk: "Ich denke, wir brauchen ein anderes Twitter." Etwa einen Monat später fragte Musk den Oracle-Gründer, ob er sich an der Finanzierung der Twitter-Übernahme beteiligen wolle und Ellison bot eine Milliarde US-Dollar an.

Überzeugt: Oracle-Chef Larry Ellison wollte ein "anderes Twitter"

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Foto: John G. Mabanglo / dpa

Auch der Gründer der Kyrptoplattform FTX, Sam Bankman-Fried, nahm Kontakt zu dem Milliardär auf. Bankman-Fried war schon länger an einer Übernahme von Twitter interessiert und bot den Protokollen zufolge bis zu 15 Milliarden US-Dollar an, um bei dem Deal mitmachen zu können. Doch Musk schien nicht sehr interessiert an den Milliarden von Bankman-Fried.

Salesforce-Gründer Marc Benioff schlug Musk gar ein neues Betriebssystem für Twitter vor. Und auch der ehemalige Twitter-Chef Jack Dorsey unterstützte sein Vorhaben: "Eine neue Plattform ist notwendig". Laut Musk war Dorsey auch davon überzeugt, Twitter von der Börse zu nehmen.

Natürlich sprach Musk auch mit Twitter-CEO-Parag Agrawal. Die Gespräche begannen zunächst freundlich, aber nach Musks berühmtem Tweet vom 9. April "Stirbt Twitter?" kippte die Stimmung.

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Der Milliardär erklärte Agrawal kurz danach, er werde nicht in den Vorstand eintreten. Das sei "Zeitverschwendung". Er wolle lieber ein Angebot machen und Twitter von der Börsen nehmen. Weitere Gesprächsversuche seitens Twitter lehnte er ab. "Wir können Twitter nicht umstrukturieren, nur weil ich mit Parag chatte", schrieb Musk. Es seien "drastischere Maßnahmen" erforderlich.

Wie aus den Protokollen weiter hervorgeht, wurden Musks Bedenken zu dem bevorstehendem Deal ab Anfang Mai größer. So bat der Unternehmer Morgan-Stanley-Banker Michael Grimes, das Geschäft "zu verlangsamen". Am 8. Juli bricht der reichste Mann der Welt dann die Übernahme ab.

mg