Neues von den Germanen (7) :
Das Geheimnis der alttürkischen Runen

Lesezeit: 10 Min.
Die Inschrift auf dem Runenstein von Tonyukuk in der mongolischen Steppe enthält die Worte: „Wenn ein Volk, das einen Kaiser hat, in welchem Land auch immer, einen solchen Kaiser wie mich hätte, welche Probleme gebe es dann noch.“ (nach der Übersetzung von Volker Rybatzki, Die Toñuquq-Inschrift [Studio uralo-altaica 40], Szeged 1997.)
Die Ähnlichkeiten zwischen germanischen und alttürkischen Runen sind verblüffend. In der Wissenschaft wurden sie lange vernachlässigt. Ein Turkologie-Student versucht, eine alte Diskussion neu zu entfachen.
Was meinen Sie? Von wem stammen die Runen, die in der Hagia Sophia gefunden wurden?
Çağıl Çayır: Man nimmt heute an, dass sie von Wikingern stammen, allerdings können hier auch türkische Runenschreiber am Werk gewesen sein.
Wir spielen gerade darauf an, dass die sogenannten germanischen Runen und die alttürkischen, die zum Beispiel in Sibirien und der Mongolei gefunden wurden, große Gemeinsamkeiten aufweisen.

Ja, beide Schriften sind sich ausgesprochen ähnlich.

Wobei der eine Runenfund in der Hagia Sophia durchaus ein Wikinger-Name sein könnte: „Halfdan“. Das verweist tatsächlich mehr in die nordische Sphäre.

Ja, Lars Johanson hat darüber einen schönen Text geschrieben, in dem die Pointe aber zugespitzt darin besteht, dass diese Runen möglicherweise erst im 20. Jahrhundert als Anspielung auf den Wikingerroman „Röde Orm“ eingeritzt wurden, in dem eine Figur namens Halfdan vorkommt. Neben den türkischen Gesandten, die sich im 6. Jahrhundert am Kaiserhof aufhielten, befanden sich im 10. Jahrhundert auch Ungarn und Chasaren in der kaiserlichen Leibgarde, und vom 11. Jahrhundert an siedelten Petschenegen in der Kaiserstadt. Auf ihrem Weg nach Konstantinopel kamen die schwedischen Waräger auch mit verschiedenen Völkern in Osteuropa in Berührung, die vermutlich ähnliche Runenschriften verwendeten. Darüber hinaus deuten die neueren Studienergebnisse auf die lange Vorgeschichte des Kulturaustauschs über den eurasischen Steppengürtel. Deswegen ist es notwendig. nach wechselseitigen Einflüssen und langfristigen Parallelen zu fragen.

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