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ZDF-Doku "Geheimsache Katar" "Aber Frauen sind doch keine Süßigkeiten": Was Moderator Jochen Breyer in Katar erlebte

ZDF-Moderator Jochen Breyer im Gespräch mit Katars WM-Botschafter Khalid Salman
ZDF-Moderator Jochen Breyer im Gespräch mit Katars WM-Botschafter Khalid Salman
© Mateusz Smolka / ZDF
Frauen sind wie Süßigkeiten und Schwulsein ist eine Geisteskrankheit: ZDF-Sportjournalist Jochen Breyer hat in Katar einen Blick hinter die Kulissen des umstrittenen WM-Gastgebers geworfen – und teils bizarr anmutende Gespräche geführt.

Mit Blick auf die WM in Katar geht es Sportmoderator Jochen Breyer wie vielen Fans in Deutschland. Er freue sich auf den Fußball, aber: "Was das Gastgeberland angeht, da stelle ich mir viele Fragen." Deshalb ist der ZDF-Mann, der auch bei der WM im Einsatz sein wird, vorab selbst in das umstrittene Ausrichterland gefahren. Um sich "ein eigenes Bild zu machen", wie Breyer zu Beginn der ZDF-Doku "Geheimsache Katar" erklärt.

Gemeinsam mit seinem Team wirft Breyer einen Blick hinter die Fassade glitzernder Wolkenkratzer, nagelneuer Autobahnen und sündhaft teurer Stadien mit Klimaanlage unter den Sitzen, mit denen der Wüstenstaat in wenigen Tagen die Fußball-Welt empfangen wird. Einen Eindruck davon, welche gesellschaftlichen Realitäten hier aufeinander treffen, gibt Breyers Treffen mit Khalid Salman, Ex-Nationalspieler Katars und heute einer von zehn offiziellen WM-Botschaftern des Landes. 

Homosexualität ein "geistiger Schaden"

Obwohl der Gesprächspartner ein offizieller Repräsentant seines Landes ist und von Medienprofis umschwirrt, kommt es teils zu hanebüchenen Aussagen. So etwa beim Thema Schwulenrechte. "Jeder wird akzeptieren, dass sie hierherkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen", sagt Salman beim Plaudergespräch im Café. Als der Pressesprecher interveniert, es sei besser, nicht über die rechtliche Ebene zu argumentieren, schließlich steht Homosexualität in Katar unter Strafe, versucht es Salman mit Moral. "Wenn Kinder Schwule sehen, lernen Sie etwas, was nicht gut ist", erklärt der Katari. Homosexualität sei nun mal "haram, also aus religiösen Gründen verboten, eine Sünde. Warum? "Es ist ein geistiger Schaden", sagt der Katari. Jetzt muss Salmans Pressebegleiter das Gespräch endgültig abbrechen. 

Dabei hatte alles so nett angefangen. Äußerst herzlich begrüßt Salman zunächst Breyer auf seiner Katar-Tour, schwärmt, wie glücklich er über die WM im eigenen Land sei. Und er nimmt ihn sogar mit, hinter die Mauern seiner luxuriösen Privatgemächer, zum Fußballgucken mit Freunden im Gäste-Wohnzimmer. Hier schauen Salman und seine Clique regelmäßig die großen europäischen Fußballligen, Spiele von Real Madrid und des FC Liverpool, auch mal die Bundesliga. Fußball-Euphorie ist durchaus da, stellt Breyer fest, während ihn die Bediensteten des Hauses unaufhörlich mit Snacks versorgen.

Fragwürdiges Frauenbild

Nicht zu Gesicht bekommt Breyer hingegen die Ehefrauen der fußballverrückten Männer, denn die dürfen selbst im privaten Wohnzimmer nicht mitgucken. Überhaupt: Warum Frauen nur vollverschleiert rausgehen dürfen, will Breyer von der Runde wissen, worauf es einer der Männer mit einer bildlichen Allegorie zu erklären versucht. "Vor dir liegt eine unverpackte Süßigkeit, du weißt nicht, ob sie jemand berührt oder reingebissen hat, und eine verpackte. Welche nimmst du?" Wahrscheinlich die verpackte, entgegnet Breyer. "Aber Frauen sind doch keine Süßigkeiten."

Da der Westler nicht überzeugt ist, versucht es ein Kumpel noch mit pragmatischen Argumenten. Zu Hause sei es doch sowieso am schönsten, bei all dem Reichtum und Luxus. "Warum nur sollte eine Frau das Haus verlassen, auf das Geld, die Fürsorge, die Liebe verzichten?" Breyers Fragen dürften sich nach dem Treffen nicht erledigt haben, dabei kam das Thema Menschenrechte für Gastarbeiter noch nicht einmal zur Sprache. 

Rummenigge und die Rolex-Uhren

Als großer Katar-Versteher wird in der ZDF-Dokumentation hingegen Ex-Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge präsentiert. Dessen Engagement für die unter dubiosen Umständen vergebene WM wird in dem Film ebenfalls noch einmal kritisch beleuchtet. Was genau die europäischen Fußball-Clubbosse 2013 im Luxushotel in Doha mit den Kataris besprachen, kurz bevor sich Rummenigge für eine Verlegung der WM in den Winter (statt einer Aberkennung) aussprach? Von wem die beiden Rolex-Uhren stammen, die Rummenigge von dem Treffen mitbrachte und die ihm eine Zoll-Strafe von 250.000 Euro einbrachten? Und warum die Bundesliga im Allgemeinen und der FC Bayern im Speziellen seit Jahren von katarischen Fernseh- und Sponsorengeldern in Millionenhöhe profitieren?

Über all das wollte Rummenigge nicht mit dem ZDF-Team reden. Dafür äußert sich ein Fußball-Manager, der 2013 in Doha dabei war. "Jeder wusste natürlich, dass das Treffen in Doha Lobbyarbeit war", sagt der Gesprächspartner unter dem Schutz der Anonymität. Er habe den Eindruck gehabt, dass allen voran der FC Bayern als Lobbyclub für Katar eingekauft werden sollte. Die Fragen zur umstrittenen WM in Katar, sie müssen teils auch in Deutschland beantwortet werden.

Die ZDF-Dokumentation "Geheimsache Katar" können Sie hier ansehen

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