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Welche Position ist die Beste? Körperhaltung beeinflusst Wirktempo von Tabletten

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Wenn die Schmerztablette schneller wirken soll, muss man beim Schlucken eine bestimmte Position einnehmen.

Wenn die Schmerztablette schneller wirken soll, muss man beim Schlucken eine bestimmte Position einnehmen.

(Foto: picture alliance / PIXSELL)

Wie bei vielen Dingen in Leben, kommt es bei der Tabletteneinnahme offenbar auch auf die Haltung an. Ein US-Forschungsteam findet mithilfe von Computersimulationen heraus, in welcher Position man am besten eine Tablette schluckt, damit sie schnellstmöglich wirkt.

Ibuprofen, Paracetamol oder Aspirin: Diese Schmerzmittel sowie die meisten anderen Medikamente kommen in Form von Tabletten. Dadurch sind sie unkomplizierter zu verabreichen als beispielsweise durch eine Injektion. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass sie einen längeren Weg im menschlichen Körper absolvieren müssen, bevor sie wirken. Ob man die Zeit bis zur Wirkung beschleunigen kann, je nachdem wie man die Pille einnimmt, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Johns-Hopkins-Universität untersucht.

Für ihre Studie, die in der Fachzeitschrift "Physics of Fluids" erschienen ist, hat das Team um Rajat Mittal ein Computermodell entwickelt, das die Magenform, aber auch dessen Kontraktionen sowie die Strömungen des Magensaftes realistisch nachbildet. Denn: Je schneller eine Tablette den Magen passiert, desto schneller kann sie auch wirken. Doch "die Magenkontraktionen erzeugen Druck- und Scherkräfte, die zu komplexen Transportbahnen einer Pille führen", schreiben die Forschenden.

Für ihren Test rekonstruierten sie den Weg und die Auflösungszeit einer typischen Schmerztablette. Dabei simulierten sie vier verschiedene Körperhaltungen beim Schlucken: aufrecht stehend, auf der linken oder rechten Seite liegend oder auf dem Rücken liegend.

Die Simulation ergab, dass die Körperhaltung bei der Tabletteneinnahme die Wirkung um etwa eine Stunde beschleunigen, aber auch verzögern kann, je nachdem in welcher Position die Schmerztablette eingenommen wird. Dabei sei nicht die aufrechte Position am günstigsten, wie man wahrscheinlich vermuten würde, schreibt das Forschungsteam, sondern das Liegen auf der rechten Körperseite. Denn so wurde die Pille mehr als doppelt so schnell aufgelöst als in sitzender oder stehender Position.

Wenn die Tablette "bergauf" muss

Der Grund: Im Stehen oder Sitzen bremst die aufrechte Haltung den Transport der Tablette, weil sie von der Schwerkraft in eine Region mit weniger günstigen Magensaft-Strömungen gebracht wird. Es dauert daher länger, bis sie den rechts unten liegenden Magenausgang erreicht. Noch schlechter kann die Pille den Magenausgang erreichen, wenn man sie auf der linken Seite liegend einnimmt, heißt es in der Studie. Die Wirkung setze so erst nach mehr als 100 Minuten ein, da die Tablette auf ihrem Weg zum Magenausgang "bergauf" gegen die Schwerkraft transportiert werden muss. Diese Körperposition könne die Aufnahme des Wirkstoffs ähnlich stark behindern wie manche Erkrankungen des Magen-Darmtrakts, resümieren die Forschenden.

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"Wir waren sehr überrascht, dass die Körperhaltung einen so großen Einfluss auf die Auflösungsgeschwindigkeit einer Pille hat", schreibt Studienautor Rajat Mittal. Wenn Patienten Schmerztabletten auf ihrer rechten Seite liegend schlucken, dann wirkten Magenkontraktionen, Strömungen des Magensafts und Schwerkraft optimal zusammen, um die Tablette schnell zum Magenausgang zu bringen und sie aufzulösen. In den Computersimulationen dauerte es demnach oft nur zehn Minuten, bis die Schmerztablette aufgelöst im Zwölffingerdarm ankam - etwa 2,3 Mal schneller als in der aufrechten Haltung.

"Gerade für ältere Menschen, die wenig mobil oder sogar bettlägerig sind, kann die richtige Seitenlage eine erhebliche Bedeutung haben", schreibt Mittal. Dennoch schränken er und sein Team die Aussagekraft ihrer Studie etwas ein. Computersimulationen seien zwar sehr nützliche, aber sehr vereinfachte Modelle komplexer Prozesse. Wie viel Flüssigkeit, Gas und Nahrung sich im Magen befindet, kann sich demnach ebenfalls auf die Verdauung auswirken. Daher brauche es noch weitere Untersuchung.

(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 17. August 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, hny

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