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Wirtschaft Jérôme Kerviel

Verurteilter Skandalbanker Kerviel festgenommen

Der Ex-Banker hat einen Schaden von fünf Milliarden Euro angerichtet und ist in letzter Instanz zu fünf Jahren verurteilt worden. Zuletzt forderte er ein Gespräch mit Präsident Hollande.

Nach anfänglicher Weigerung, seine Haftstrafe in Frankreich anzutreten, ist der französische Skandalbanker Jérôme Kerviel in das Land zurückgekehrt und umgehend festgenommen worden. Er überquerte in der Nacht zum Montag um Mitternacht die Landesgrenze zwischen den Ortschaften Ventimiglia in Italien und Menton in Frankreich. Auf französischem Boden wurde er von zwei Polizisten in Zivil erwartet und umgehend in einem Auto fortgebracht.

Stunden zuvor hatte sich Kerviel noch geweigert, seine Haftstrafe anzutreten, und gefordert, von Frankreichs Staatschef François Hollande zu seinem Fall gehört zu werden. Die Staatsanwaltschaft drohte Kerviel daraufhin mit einem europäischen Haftbefehl, sollte er sich nicht bis Mitternacht stellen. Im März war Kerviel in letzter Instanz zu fünf Jahren Haft, davon zwei auf Bewährung, verurteilt worden.

Kerviel hatte die Großbank Société Générale im Jahr 2008 mit gefährlichen Geldgeschäften fast in den Ruin getrieben. Er spekulierte mit dutzenden Milliarden Euro auf hochriskanten Märkten und vertuschte die Transaktionen, ohne sich dabei aber selbst zu bereichern.

Der von ihm verursachte Schaden soll sich auf knapp fünf Milliarden Euro belaufen. Im März wurde Kerviel in letzter Instanz zu fünf Jahren Haft, davon zwei auf Bewährung, verurteilt. Über einen zusätzlichen Schadenersatz soll vor einem Berufungsgericht verhandelt werden.

Kerviel, der sich seit zwei Monaten auf einer Art Pilgerwanderung von Rom nach Paris befindet, fühlt sich von der französischen Justiz ungerecht behandelt.

Linke und katholische Kirche unterstützen Kerviel

Er glaubt, als Sündenbock herhalten zu müssen, obwohl seine Vorgesetzten für die Milliardenverluste mindestens ebenso verantwortlich seien.

Der 37-Jährige verlangte von Hollande, sich in den Fall einzuschalten und möglichen Entlastungszeugen Straffreiheit zu gewähren. Ein Gnadengesuch will er nach eigenen Angaben nicht stellen.

Hollandes Büro erklärte dazu lediglich, der Präsident respektiere die Entscheidungen der Gerichte. Ein Treffen mit Kerviel oder seinen Anwälten stehe nicht „auf dem Terminplan“.

Hinter Kerviel steht inzwischen ein Bündnis aus prominenten Anhängern der französischen Linken und der katholischen Kirche.

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Sie halten den 37-Jährigen ebenfalls für einen Sündenbock und finden es unfair, dass er in Haft soll, noch bevor über die Frage des Schadenersatzes und damit auch über die Verantwortung der Bank entschieden worden sei.

Einer seiner Unterstützer und Mitpilger, der Priester Patrice Gourrier, drohte mit Hungerstreik, bis Kerviels Strafe ausgesetzt werde.

AFP/n.s.

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