Kolumne „Börsenwoche“

Deutschland wieder drittgrößte Volkswirtschaft der Welt: Warum das nur scheinbar ein Erfolg ist

Ein Container wird auf dem Containerterminal Altenwerder im Hamburger Hafen auf ein Schiff geladen.

Ein Container wird auf dem Containerterminal Altenwerder im Hamburger Hafen auf ein Schiff geladen.

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Es ist eine Nachricht, die aufhorchen lässt: Deutschland ist auf dem besten Weg, wieder zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt zu werden. Der Internationale Währungsfonds rechnet damit, dass sich die deutsche Wirtschaft noch in diesem Jahr den Bronzeplatz von Japan zurückerobern wird. Japan hat die Bundesrepublik bereits in den 1970er-Jahren überholt, 2007 zog auch China vorbei. Nur weil sich die Sowjetunion in den 1990er-Jahren erst auflöste und dann aus der ökonomischen Spitzengruppe verabschiedete, behielt Deutschland seinen vierten Platz. Nun geht es wieder einen nach oben.

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Mancher dürfte sich wundern. Steckt die deutsche Wirtschaft nicht in der Krise? Hat Japan nicht zuletzt traumhafte Wachstumsraten von bis zu 6 Prozent gemeldet? Wie bitte passt das zusammen?

Deutschlands Aufholen liegt nicht an der Stärke der deutschen Unternehmen

Die Erklärung ist so einfach wie ernüchternd: Deutschland verdankt seine Rückkehr auf das Siegertreppchen vor allem einem statistischen Effekt: Der Währungsfonds berechnet die Wirtschaftsleistung eines Landes in US-Dollar, und der japanische Yen hat gegenüber der US-Währung stark an Wert eingebüßt. Das liegt allerdings nicht etwa an der Schwäche der Unternehmen, sondern vor allem an der Zinspolitik der Zentralbanken. Während die amerikanische Fed und die europäische EZB im Kampf gegen die Inflation die Zinsen kräftig angezogen haben, verfolgt die Bank of Japan weiterhin eine extrem lockere Geldpolitik. Erst in dieser Woche hat die Notenbank entschieden, den extrem niedrigen Einlagezinssatz von 0,1 Prozent vorerst nicht erhöhen zu wollen. Die niedrigen Zinsen stärken die japanische Wirtschaft – und schwächen den Yen, weshalb Japans Wirtschaftsleistung – gemessen in Dollar – schrumpft.

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Es dürfte den Japanern einigermaßen egal sein, denn kaufen kann man sich von dem Titel im Ranking nichts. Umgekehrt gilt: Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland würden wohl gerne wieder auf Platz vier absteigen – wenn die Wirtschaft nur wieder wächst.

Andreas Niesmann leitet das Wirtschaftsressort des RND. Er schreibt an dieser Stelle vertretungsweise über Börse, Finanzmarkt, Aufstieg und Fall der Kurse – und die Unternehmen dahinter.

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