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Stigmatisierung "Ein Tätowierter! Der kann nur kriminell sein": Die Geschichte eines umstrittenen Körperschmucks

Mann tätowiert eine Frau
Er galt als einer der größten Tätowierkünstler Amerikas: Charlie Wagner in New York bei der Arbeit, um 1905
© Prismatic Pictures / Bridgeman Images
Seit tausenden Jahren stechen sich Menschen Tattoos. Der Kultur- und Sozialanthropologe Igor Eberhard untersucht, wie es im 19. Jahrhundert zur großen "Tätowierungswut" kam, warum Tätowierte häufig als Kriminelle stigmatisiert wurden – und welche historisch gewachsenen Vorurteile sich bis heute halten

GEO: Herr Dr. Eberhard, laut Umfragen trägt heute gut jede dritte erwachsene Person in Deutschland ein Tattoo. Ist das historisch betrachtet Rekord?

Dr. Igor Eberhard: Ja, wir können davon ausgehen, dass noch nie so viele Menschen in Deutschland tätowiert waren wie jetzt. Anfang des 19. Jahrhunderts brach schon einmal eine regelrechte "Tätowierungswut" aus, wie zeitgenössische Zeitungen berichteten. Damals sollen etwa 20 Prozent der Menschen im deutschsprachigen Raum tätowiert gewesen sein, wobei es zu der Zeit natürlich keine zuverlässigen Studien gab.

Wie ist es zu dieser "Tätowierungswut" gekommen?

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