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Arbeitsumgebungen Großraumbüros sind nicht nur unbeliebt sondern auch unproduktiv

Eine Metaanalyse lässt keinen Zweifel mehr: Das Großraumbüro ist die schlechteste aller Bürowelten.
aus Harvard Business manager 12/2023
Mittendrin einsam: Paradoxerweise tendieren Mitarbeitende in Großraumbüros eher zu Isolation als zu Interaktion

Mittendrin einsam: Paradoxerweise tendieren Mitarbeitende in Großraumbüros eher zu Isolation als zu Interaktion

Foto: Nick Hannes / Panos Pictures / Visum

Dass Einzel- oder Zweierbüros die beste Umgebung für produktives, konzentriertes Arbeiten sind, ist schon länger bekannt. Doch viele Unternehmen ignorieren die Erkenntnisse einzelner Studien, weil sie sich von der Einführung von Großraumbüros die höchsten Ersparnisse versprechen. Eine systematische Literaturanalyse  von 429 englischsprachigen empirischen Untersuchungen aus den Jahren 2005 bis 2022 lässt nun keinen Raum mehr für Zweifel: Weder das traditionelle Großraumkonzept, in dem alle an festen Plätzen sitzen, noch das "Activity-based Working" sind vorteilhaft für Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Bei letzterem Konzept arbeiten die Beschäftigten ebenfalls im offenen Großraumbüro, aber ohne feste Arbeitsplätze.

Wie das Forschungsduo herausfand, schneidet – wenig überraschend – das Einzelbüro am besten ab, sowohl was Störungen angeht als auch Interaktion, Zufriedenheit, Gesundheit und Performance der Mitarbeitenden. Es folgt das Activity-based Working, bei dem sich Beschäftigte stärker gestört fühlen. Die schlechtesten Werte verzeichnete das Großraumbüro.

Paradoxerweise rangieren sowohl der traditionelle Großraum als auch das flexible Arbeitskonzept bei den persönlichen Kontakten deutlich weiter hinten als Einzel- oder Zweierbüros. Und das, obwohl viele Unternehmen diese Büroformen gezielt eingeführt haben, um ihre Belegschaft zu mehr Interaktion zu bewegen. Doch Beschäftigte fühlen sich in einer Großraumumgebung oft kontrolliert und unter ständiger Beobachtung. Daher nutzen sie lieber elektronische Kommunikationswerkzeuge und isolieren sich, so gut sie können. Eine Studie habe gezeigt, so die Autoren, dass "Mitarbeitende in nicht unterteilten [Großraum-]Büros ihre Kontakte in Präsenz um 70 Prozent reduzierten".

Neuartige Bürokonzepte würden oft mit viel Aufwand eingeführt, resümiert Autor Marcel Hülsbeck von der Hochschule München, "in der Annahme, dass dies zu Produktivität oder Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen beitragen würde." Allerdings zeige die Metaanalyse, "dass das Gegenteil der Fall ist".

© HBm 2023

Quelle: Andrea Gerlitz, Marcel Hülsbeck: "The productivity tax of new office concepts: a comparative review of open-plan offices, activity-based working, and single-office concepts", Management Review Quarterly, Februar 2023

Ausgabe Dezember 2023

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