Regal beim Discounter mit hervorgehobenen Bio-Würstchen mit hohem Aktionspreis von fast sechs Euro.
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Wissen-News Penny: Wahre Lebensmittelpreise sorgen für Nachfragerückgang

31. Januar 2024, 04:59 Uhr

In einer Aktionswoche wurden im vergangenen Sommer die Preise einiger Produkte beim Discounter Penny erhöht, um deren wahre Kosten zu zeigen. Nun liegen die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung vor.

Wahre Kosten sind ganz offensichtlich kein Konjunkturmotor: Die unter wissenschaftlicher Begleitung im Hochsommer 2023 durchgeführte kurzzeitige Erhöhung von Lebensmittelpreisen beim Discounter Penny hat zu einer gesunkenen Nachfrage der Aktionsprodukte geführt. Das teilte die Technische Hochschule Nürnberg jetzt mit. Allerdings hätte die Auswertung der Verkaufszahlen ergeben, dass die Verkäufe nicht so stark zurückgegangen sind, wie bei so großen Preisaufschlägen erwartet wurde.

Deutschlandkarte mit Landkreisen zeigt, dass besonders auf dem Gebiet der ehemaligen DDR der Verkaufsrückgang bei Kampagnenprodukten besonders hoch ist, meist 40 bis 70 Prozent, im Westen und im tiefen Süden jedoch weniger hoch, dort 20 bis 40 Prozent.
Bildrechte: Technische Hochschule Nürnberg

Dies könne auf den Einfluss der begleitenden Wissenschaftskommunikation und die Verbindung der zusätzlichen Einnahmen als Spenden an ein nachhaltiges Projekt zurückzuführen sein. Zudem sei der Einbruch bei den verteuerten Bioprodukten weniger stark als bei den konventionellen Vergleichsprodukten. Die Verkaufszahlen beim einzigen pflanzlichen Aktionsprodukt stiegen im Aktionszeitraum sogar leicht an, hier fiel die Differenz zu den wahren Kosten gering aus. Zum Beispiel sei der Verkauf des Bio-Mozzarella (Preisaufschlag von 49 Prozent) lediglich um 29 Prozent gesunken, während der konventionelle Mozzarella (Preisaufschlag von 74 Prozent) zu 43 Prozent weniger gekauft wurde.

Besonders stark zurück gingen die Verkäufe im Nordosten und Osten des Landes, weniger stark im Westen und im Süden an der Grenze zu Österreich und der Schweiz. Die Forschenden führen regionale Unterschiede auf verschiedene Faktoren wie Einkommen, Interesse an Nachhaltigkeit oder besonders hohes vorheriges Nachfrageverhalten zurück. Bei dem Projekt wurden Ende Juli und Anfang August 2023 Kosten für ausgewählte Produkte wie Würstel oder Mozzarella veranschlagt, die Folgekosten für Klima und Umwelt beinhalteten, die beim Konsum dieser Produkte sonst versteckt anfielen.

Über das Projekt haben wir umfangreich im MDR Klima-Update berichtet und ein Interview mit Amelie Michalke aus dem Forschungsteam geführt:

flo

2 Kommentare

Ich nicht vor 13 Wochen

Es geht nicht so sehr um die Ausbeutung von Menschen, überall wird subventioniert. Der Agrardiesel ist doch stark im Gespräch. Aber auch lange Transportwege werden subventioniert. Ich muss alles mit bezahlen, ob ich die Produkte kaufe oder nicht. Monokulturen, extremer Wasserverbrauch, Massentierhaltung usw!
Es würde für alle günstiger werden wenn wir es endlich schaffen diese Subventionen abzubauen!
Mit dem Agrardiesel ist ein Anfang gemacht, mit meiner vollen Unterstützung!
Hoffentlich geht's auf diesem Weg zügig weiter.

randdresdner vor 13 Wochen

Das bedeutet ja, dass zum überwiegenden Teil nicht die wahren Preise bezahlt werden. Also irgendwo in der Herstellung der Lebensmittel werden Menschen ausgebeutet.

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